In der Bundesrepublik Deutschland gibt es kaum empirische Daten, die Aussagen über die Situation von Jugendlichen mit Behinderung zulassen. Bisher wurde noch nicht der Versuch unternommen zu erheben, wie sich das Leben aus Sicht der Jugendlichen im Umgang mit Behinderung gestaltet.
Eine Politik, die sich den dringenden Fragen nach einem angemessenen Umgang mit Menschen, die besondere Einschränkungen zu bewältigen haben, stellen will, muss sich grundsätzlich mit diesem Thema auseinandersetzen und darf sich nicht nur auf Handlungsgewohnheiten verlassen. Gerade dem Jugendalter als der entscheidenden Phase im Leben, in der viele Weichen für das zukünftige Leben gestellt werden, sollte dabei ein besonderes Augenmerk gelten.
Die Situation von Jugendlichen mit Behinderung in Deutschland zu beschreiben, ist ein komplexes Anliegen. Diese Vorstudie dient dazu, eine quantifizierende Stufe vorzubereiten, indem sie grundlegende Fragen beantwortet: Was sind die relevanten Themen, die bei der Beschreibung der Situation von Jugendlichen eine Rolle spielen? Welche begrifflichen Unterscheidungen sind für die zu befragenden Personen relevant, welche nicht? Wie steht es um die Befragbarkeit der Jugendlichen mit unterschiedlichen Einschränkungen?
Die Themenauswahl bei der Frage nach Auffälligkeiten bei den Interviews mit Jugendlichen mit Behinderung wurde induktiv vorgenommen. Das bedeutet, es wurden nicht Fragestellungen an das Material herangetragen und dieses daraufhin abgefragt oder gar Hypothesen entwickelt und diese überprüft. Die qualitative Vorstufe hatte es vielmehr zum Anliegen, Themenaspekte zu finden, welche aus Sicht der Jugendlichen relevant zu sein scheinen, um so eine geeignete Grundlage für die quantitative Erhebung erarbeiten zu können.
Die Studie „Jugend und Behinderung“ stellt eine Vorstudie dar, welche dazu dient, eine quantifizierende Studie zu der Situation von Jugendlichen mit Behinderung in Deutschland vorzubereiten. In besonderer Weise werden dabei die eigentlichen Expert(inn)en für ein Leben als Jugendliche(r) mit Behinderung ins Zentrum gerückt: die Jugendlichen selbst.
Das Forschungsprojekt verfolgt in seiner Erhebungsweise einen subjektorientierten Ansatz, der die Sichtweise der jungen Menschen als Ausgangspunkt für die Einschätzung ihrer Situation nimmt, ohne die Schlussfolgerungen in unzulässiger Weise zu verkürzen oder pädagogisch anspruchslos zu werden. Auf diese Weise ergeben sich spannende und weiterführende Befunde und Ergebnisse, die politische und pädagogische Diskurse inspirieren und verändern können.
Die Studie wurde von der Integ-Jugend im SOVD (Sozialverband Deutschland e.V.) in Auftrag gegeben und durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Projektleiter war der Sozialforscher Arthur Fischer.
Die Dokumentation ist bei Katrin Valentin und dem SOVD e.V. in Berlin kostenlos erhältlich.